Wir sind dann mal weg
Einfach mal raus aus dem Alltag, etwas Neues erleben und dabei ein bisschen Abenteuerluft schnuppern – das dachte zumindest ich mir, als ich das P-Seminar “Pilgern” gewählt habe. In Retrospektive kann Ich jetzt sagen, dass das wohl nur ein winzig kleiner Teil von dem war, was wir tatsächlich erleben durften. Ein winzig kleiner Teil von dem, was das Pilgern tatsächlich ausmacht.
Aber zurück zum P-Seminar. Ein P-Seminar dreht sich um zwei zentral Dinge:
Erstens beschäftigt man sich mit sich selbst, seinen eigenen Erfahrungen und Interessen, um daraus im Idealfall einen Lebensweg ableiten zu können, der über das Abitur hinaus geht. Wir haben dafür in unserer wöchentlichen Doppelstunde regelmäßig Arbeitsblätter zur Selbstreflexion bearbeitet, uns mit unseren Mitschülern und Lehrern ausgetauscht und zum Beispiel auch eine Exkursion auf das Betriebsgelände des Gesundheitsunternehmens Roche in Penzberg unternommen.
Nun aber zu dem wesentlich spannenderen Teil des P-Seminars und dem Grund, warum dieser Text nach dem berühmten Film des Komikers und Autors Hape Kerkeling benannt ist. Der Umsetzung eines eigenen Projekts, bei uns dem Planen und durchführen einer Pilgerreise. Um diese Aufgabe zu bewältigen, haben wir uns als Schüler mehr oder weniger selbstständig, in kleinere Gruppen aufgeteilt, die jeweils ihre eigenen Aufgaben zu bewältigen hatten. Beispielsweise war eine Gruppe zuständig für das Planen der Route, eine andere wiederum für die Sicherstellung der Versorgung und eine wieder andere für die Dokumentation unseres Abenteuers. Und nach einer sehr langen Planungsphase, geprägt von der ein oder anderen Meinungsverschiedenheit, und einem erstaunlich gelungenen Gespräch mit unserem damaligen Schulleiter Herrn Strödecke, ging sie endlich los. Unsere 6 tägige Pilgerfahrt in das 100km entfernte Telfs in Österreich.
Aber was ist Pilgern eigentlich? Laut Definition versteht man unter eine Pilgerfahrt das Zurücklegen eines Pilgerweges zu Fuß, an dessen Ziel eine Pilgerstätte besucht wird. Traditionell ist diese oft religiös motiviert – zum Beispiel um Buße zu tun. Heutzutage versucht man durch eine Pilgerfahrt allerdings auch oft einfach dem stressigen Alltag zu entfliehen und durch das Gehen und die Erfahrungen auf dem Weg einen Zustand zu erreichen, der einem erlaubt sein Inneres zu erkunden. Etwas was in einer modernen hektischen Gesellschaft nur sehr selten bis gar nicht möglich ist. Unser Ziel war der Telfser Dom, ein Zwischenstopp auf einem der vielen Jakobswege durch Europa.
Ohne zu übertreiben: Man könnte ein kleines Buch mit unseren Erlebnissen füllen. Kurz und knapp kann Ich für mich jedoch sagen, dass dieses Event wohl zu meinen Top 5 Schulerlebnissen zählt. Klar, es wurde auch mal anstrengend und klar, man musste auch mal durchbeißen, obwohl man jetzt vielleicht keine Lust mehr hatte weiterzulaufen. Die Erfahrungen die wir dabei jedoch gesammelt haben, überstrahlen all die negativen Aspekte bei Weitem! Abende an Lagerfeuern unter sternenklarem Himmel, wandern vorbei an malerischen Seen über hohe Berge, tiefe Schluchten und Täler – und das alles in bester Gesellschaft. Mit Menschen, mit denen man ähnliche Interessen teilt, mit Menschen, mit denen man über diese Zeit enge Freundschaften schloss.
Daher mein Rat an dich, lieber Leser: Wenn du jemals die Gelegenheit bekommst, zu pilgern, ergreife sie! Es sind diese Erinnerungen, die für immer bleiben werden!
Jule Steinhaus