Nepal – Schritt für Schritt zum neuen Dach der Lophelling School

  • Beitrag veröffentlicht:22. Juli 2022

Bereits seit einigen Monaten ist das Flachdach des Hauptgebäudes an der Lophelling Boarding School (LBS) nicht mehr dicht. Übergangsweise hat sich Headmaster Gonpo zusammen mit seinem Team und allen Kindern an regnerischen Tagen mit Plastikplanen und zahlreichen Eimern beholfen, um das Gebäude und speziell den großen Speisesaal einigermaßen trocken zu halten.


Für eine solide und langfristige Lösung wurde im Frühling 2022 in Zusammenarbeit mit Gonpo diskutiert, geplant und verschiedene Ideen ausgearbeitet. Bald war klar, dass ein komplett neues Dach die beste und nachhaltigste Lösung darstellt. Mit tatkräftiger Unterstützung von Schreinern und Zimmerern von der Berufsschule Bad Tölz konnten Johannes Eisner, Freund und technischer Berater der Nepal Initiative Schongau, und Stephan Baur einen entsprechenden neuen Dachstuhl planen und auslegen. Die Idee war, ein Pultdach auf das bestehende Flachdach aufzusetzen und sinnvoll an Grundmauern und Säulen abzustützen. Eine große Herausforderung für die Konstruktion bestand darin, dass in Nepal aktuell lediglich Holz mit einer maximalen Länge von etwa 3 Metern erhältlich war. Für den neuen Dachstuhl wurden deshalb Gitterträger entworfen, die sich aus zahlreichen, kurzen Brettern zusammensetzen und so schließlich die notwendige Länge von gut zehn Metern überspannen.


Nach einer intensiven Planungsphase ging es dann an die Materialbeschaffung vor Ort. Bei einem Sägewerk in der Nähe von Kathmandu wurden all die benötigten Bretter und Holzlatten organisiert und zugeschnitten. Schließlich wurden die über 15 Tonnen Holz auf einen großen LKW für den Transport nach Besisahar verladen.


Parallel dazu machte sich Johannes Eisner mit etwa 100.000 Stahlnägeln und diversem Werkzeug auf den Weg, um als Projektleiter das gesamte Bauvorhaben vor Ort zu koordinieren. Zusammen mit vier volljährigen Jungs aus dem Rangeen Home (Kinderheim, ebenfalls gegründet von der Nepal Initiative Schongau) startete nun der Holztransporter nach Besisahar. Dort angekommen wurde das gesamte Material auf kleinere und geländegängige Laster umgeladen und schließlich konnte Gonpo die Baumaterialien mit Johannes und den Jungs an der LBS auf über 3000 m in Empfang nehmen.


Für eine Verschnaufpause war jedoch nicht wirklich Zeit. Sofort wurden die Vorbereitungsmaßnahmen am bestehenden Gebäude durchgeführt, die ersten Bretter zugesägt und die Nägel zu tausenden per Hand im Holz versenkt. Unterstützt wurde das Team zusätzlich von Laxman, einem befreundeten Handwerker von Johannes aus der Nähe von Kathmandu, und drei Schreinern aus dem Manang-Tal. Soweit neben dem Unterricht möglich, halfen auch die Lehrkräfte der LBS tatkräftig mit. Johannes koordinierte somit ein buntes Team und schulte alle fleißigen Helfer in den unterschiedlichen Arbeitsschritten.


Euphorie und Stolz verbreitete sich im Team, als der erste mächtige Gitterträger (etwa gut 300 kg) unter vielen Schweißperlen auf das Dach montiert wurde. Schnell wurde jedoch allen klar, dass noch weitere 18 Gitterträger gebaut und montiert werden wollen. Nach der Montage von vier Gitterträgern und drei Wochen vor Ort war allerdings Johannes Zeit in Nepal zu Ende und er machte sich auf den Heimweg nach Deutschland.


Durch die guten Vorbereitungen, detaillierten Pläne und Schablonen konnten Gonpo und sein Team an der LBS die noch fehlenden Gitterträger völlig selbstständig zusammenbauen und schließlich auf dem Dach montieren. Bei Fragen stand Johannes in dieser Bauphase über digitale Medien im engen Kontakt mit Gonpo und so konnten all die kleinen und größeren Herausforderungen durch das Verschicken von zahlreichen Fotos, Videos und Sprachnachrichten gemeinsam bewältigt werden. Schließlich waren alle Gitterträger auf den drei Pfetten montiert und alle Helfer bewunderten stolz die fertige Unterkonstruktion für das neue Dach.


Geggi, ebenfalls ein Freund aus Deutschland, machte sich parallel zur Montage der 19 Gitterträger auf den Weg nach Nepal. Mit Ersatzwerkzeug und weiteren notwendigen Materialien traf er rechtzeitig an der LBS im Manang-Tal ein, um Gonpo und sein Team in der letzten Projektphase zu unterstützen: Nun galt es ca. 280 Dachlatten und rund 230 Wellbleche zu fixiert und als Verkleidung und Windschutz eine Holzverschalung an allen vier Seiten des neuen Daches anzubringen. Im gleichen Arbeitsschritt wurde noch an der Südfassade des Gebäudes eine neue Photovoltaikanlage (7 Module) montiert, die speziell in den Wintermonaten die LBS mit Strom versorgt und für die notwendige Erhaltungsladung der Speicherbatterien sorgt. Diese Arbeiten dauerten wiederum etwa drei Wochen und waren eine körperliche und auch logistische Herausforderung, die die bunte Truppe motiviert und erfolgreich meisterten.


Durch diese großartige und interkulturelle Teamarbeit konnte somit das neue Dach auf dem Hauptgebäude der LBS noch rechtzeitig vor der Regenzeit fertiggestellt werden. Besonders erfreulich ist, dass die vier Jungs vom Rangeen Home, die ursprünglich unter sehr armen Verhältnissen im Manang-Tal aufgewachsen sind, von großer Wichtigkeit bei diesem Bauprojekt waren. Und nun glänzt die Schule mit einem neuen Dach.

Maßgeblich mitfinanziert wurde die Dachrenovierung durch eine große Summe an Spendengeldern, die Schülerinnen, Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer des Gymnasiums Geretsried beim WorldWideWalk-Sponsorenlauf vor den letzten Sommerferien erlaufen haben und durch zahlreiche weitere Aktionen während der letzten Schuljahre.

Herzlichen Dank, Tashi Delek und Dhanyabaad